"Ludwigshafen profitiert davon, wenn wir selbstbewusst die verschiedenen Facetten der städtischen Architektur und Stadtplanung zur Diskussion stellen."

Jutta Steinruck,
Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen am Rhein

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Ludwigshafen aus der Perspektive junger Menschen

Wie "ticken" junge Menschen? Wie nehmen sie eine Stadt wahr, deren Architektur und Stadtplanung immer wieder in der Diskussion sind? Und vor allem: Was würden sie wie verändern, wenn sie könnten, wie sie wollten?

Diese drei Fragen begleiten die Sommerakademie Architektur der GAG Ludwigshafen seit 2012. Jedes Jahr haben wir einen städtischen Raum ausgewählt, eine Aufgabe skizziert und die Studierenden von Hochschulen einfach machen lassen. Mal ging es um einen Stadtteil, mal um ein Quartier, einen Platz oder einfach ein Gebäude. Die Ergebnisse finden Sie auf dieser Website unter "Nachlese" sowie in unseren Dokumentationen.

Mehr als 300 Studierende haben inzwischen an der Sommerakademie teilgenommen. Das Format hat sich weiterentwickelt, vor allem aufgrund des konstruktiven Feedbacks der Teilnehmer und der Dozenten.

Interdisziplinär und international

Seit 2016 bereichern Studierende des Fachbereichs Sozialwesen der Hochschule Ludwigshafen die Inhalte der Sommerakademie. Denn Architektur und Stadtplanung stehen immer in Interaktion mit den Menschen und prägen ihr Verhalten. Und natürlich sind wir auch international unterwegs. Zum Beispiel mit Erasmus-Studierenden aus dem europäischen Ausland, die an den teilnehmenden Hochschulen studieren und mitmachen. Oder durch namhafte Architekten und Stadtplaner aus dem Ausland.

Was machen eigentlich die früheren Teilnehmer?

Dieses Jahr begrüßen wir zum ersten Mal einen früheren Teilnehmer, jedoch in anderer Rolle: Steffen Wesseler ist inzwischen an der Hochschule Mainz als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und begleitet dieses Jahr eine Gruppe Studierender mit zur Sommerakademie. Ihn und Florian Hartkorn, einen Teilnehmer der ersten Stunde aus Ludwigshafen haben wir daher interviewt.


Interview: Teilnehmer der ersten Sommerakademien erzählen über damals und heute

Florian Hartkorn

Florian Hartkorn nahm als Diplomstudierender der Hochschule Heidelberg 2012 an der ersten Sommerakademie Architektur teil und gründete danach mit Kommilitonen ein eigenes Architekturbüro in Ludwigshafen.

Steffen Wesseler

Steffen Wesseler war 2013, also im darauffolgenden Jahr als Masterstudierender der Hochschule Mainz Teilnehmer der Sommerakademie. Er entschied sich für einen Berufsstart in einem großen, international tätigen Architekturbüro in Frankfurt und wechselte nach vier Jahren zurück an die Hochschule. In Mainz ist er seither als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.

 

Florian Hartkorn: An der ersten Sommerakademie in 2012 nahm nur die Hochschule Heidelberg teil, die Veranstaltung war also kleiner und fand im Bürgermeister Ludwig-Reichert-Haus statt. Alle Beteiligten waren neugierig, wie sich das Format entwickeln würde.

Für mich als Ludwigshafener war es spannend, verschiedene Facetten der Stadt einmal aus anderer Perspektive kennenzulernen. Ich befasste mich mit dem „Berliner Platz“ und betrachtete diesen städtischen Raum im Kontext seiner Entstehungszeit. Das war eine spannende Erfahrung.

Die Veranstaltung fand viel Anerkennung in der Presse und der Politik. Und für uns war interessant, einmal anders mit den Professoren zu arbeiten und mit wichtigen Akteuren der Stadt ins Gespräch zu kommen. Und es war heiß, auch im Gebäude. Nach der Veranstaltung gab es daher ein kühles Getränk auf dem Stadtfest zusammen mit den Kollegen und den Professoren.

Steffen Wesseler: 2013 war es ebenfalls sehr heiß und wir waren dankbar, dass im Wilhelm Hack Museum die Klimaanlage gut funktionierte. Die Hitze spürten wir in den Pausen, die wir im Urban Gardening-Bereich des Museums verbrachten, dort wurden wir auch kulinarisch verköstigt wie wir Studierende es zuvor nicht gewohnt waren. Was die Inhalte betrifft, erinnere ich mich, dass ich zu Beginn etwas brauchte, um das Format richtig einordnen zu können.

Wir kamen damals mit Ideen für die Fontane-Stifter-Siedlung nach Ludwigshafen, die wir den Besuchern kurz vorstellten und mit ihnen diskutierten. Diese Gespräche waren immer wertschätzend, aber es kam natürlich auch Kritik auf, die ich schnell und adäquat reagieren musste. Von diesen ganz unterschiedlichen Gesprächssituationen habe ich sehr viel über unterschiedliche Sichtweisen, Wahrnehmungen und Bezügen zu den Quartieren gelernt.

Florian Hartkorn: Die Sommerakademie erweitert den Horizont der Beteiligten - und das macht sie wertvoll: Die Studierenden sammeln mit konkreten Aufgaben praktische Erfahrungen, Verantwortliche der Stadt bekommen Anregungen von jungen Menschen, die Ahnung vom Fach haben, und die Bürger können sich über Architektur in Ludwigshafen informieren. Die Auftaktveranstaltungen bringen die Fachwelt zusammen und verleihen Ludwigshafen so mehr Wertigkeit.

Steffen Wesseler: Kommunen haben oftmals für größere ganzheitliche Zukunftsplanungen wenig oder gar kein Budget. Daher sehe ich es als großes Verdienst der GAG, dass sie mit der Veranstaltungsreihe jedes Jahr dazu beiträgt, dass frische Ideen, Kreatives und Unerwartetes in die Diskussion gebracht wird. Für uns war 2013 die Wertschätzung der Stadt spürbar, durch die Teilnahme der Oberbürgermeisterin und einer ganzen Reihe von Verantwortlichen, zum Beispiel aus der Stadtplanung, mit denen wir ins Gespräch kamen.

Florian Hartkorn: Die Dokumentation ist für Teilnehmer, Veranstalter und Interessierte wichtig: Die Studierenden wissen, dass die Ergebnisse veröffentlicht werden und stehen so in der Pflicht, ein gutes Ergebnis zu produzieren. Der Veranstalter, also die GAG Ludwigshafen, kann so die
Ergebnisse kommunizieren und archivieren. Und alle Interessierten haben Möglichkeit, komplexe Themen im Nachgang zu erarbeiten. Einen großen Wert bekommen die Dokumentation wahrscheinlich im Rückblick in einigen Jahren und Jahrzehnten, wenn für erste Projekte tatsächliche Maßnahmen ergriffen wurden.

Steffen Wesseler: Für ehemalige Teilnehmer ist die Dokumentation sehr gut, um sich und den eigenen Beitrag wiederzufinden. Wenn ich die Bilder sehe oder die Pläne, die ich damals vorgestellt habe, erinnere ich mich an ihre Entstehungsgeschichte. Und mit dem zeitlichen Abstand sieht man, wie sich eine Stadt verändert – und natürlich, wie man sich selbst weiterentwickelt hat.

Florian Hartkorn: Schon während des Studiums war ich als freier Mitarbeiter Tätig und wusste, dass ich nach meinem Abschluss unbedingt eine selbstständige Tätigkeit realisieren wollte. Mir ist es wichtig, Bauherren eigenverantwortlich zu beraten und zu betreuen und mich mit den eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen für den Projekterfolg einzusetzen. In den ersten zwei Anerkennungsjahren setzte ich daher zunächst die freie Mitarbeit fort, danach folgte die freiberufliche Tätigkeit komplett auf eigenen Beinen.

Steffen Wesseler: Ich habe schon vor Abschluss des Studiums in Architekturbüros gearbeitet und war neugierig auf große und spannende Projekte im In- und Ausland. Der Berufsbeginn in einem großen Büro war daher vorgezeichnet. Die Arbeit war tatsächlich sehr interessant und erfüllend, aber mir fehlte der Bezug zu jungen Menschen, mich interessierte, wie sie denken. Und mir fehlte die wissenschaftliche Anbindung, der Einblick in Strukturen, in neue Trends der Architekturlandschaft. Der Weg zurück zur Hochschule war daher ebenfalls eine bewusste Entscheidung.