"Jeder Stadtteil Ludwigshafens hat eine eigene Identität, einen Kern, den wir trotz sichtbaren Wandels im positiven Sinne erhalten möchten. Wir möchten die Menschen mitnehmen und ihnen ein lebens- und liebenswertes Zuhause geben."

Dr. Eva Lohse,
OB von Ludwigshafen am Rhein

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Stadtquartier im Wandel am Beispiel Friesenheim

Warum fühlen sich Menschen in ihrer Stadt, ihrem Quartier, ihrem direkten Wohnumfeld wohl? In den Antworten auf diese Frage spielt die Lebensqualität im Stadtteil, in dem man lebt, eine wichtige Rolle. Hier kennt man sich, hier beobachtet man, was sich verändert. Stadtteile sind, wenn sie funktionieren, großstädtische Dörfer und Gemeinschaften.

In Zeiten der Urbanisierung verändern sich das Gesicht und die Funktionen von Städten und Stadtteilen. "Quartier im Wandel" heißt daher das Dachthema der diesjährigen Sommerakademie Architektur. Im Fokus steht Friesenheim, eine der zehn Ortsgemeinden Ludwigshafens. Und das sind unsere Themen:

  • Friesenheim 2.0: Welche Potenziale hat Friesenheim?
  • Wohnsiedlungen im Wandel: Was lernen wir aus der Vergangenheit für Modernisierungen heute?
  • Inszenierung von freiem Raum: Wie bringen wir Aufenthaltsqualität in Außenräume?
  • Architektonische Schätze: Worin beruht ihr Zauber?

In drei Workshops und einer Versuchswerkstatt entwickeln Studierende von drei Hochschulen Ideen und erste Lösungsansätze zu diesen Fragen.


Interview: Eike Becker, Architekt BDA RIBA

Eike Becker

Eike Becker, Architekt und Designer, ist mit dem international erfolgreichen Büro Eike Becker_Architekten an vielen anderen Orten der Welt tätig. Das Büro arbeitet an den Schnittstellen von Architektur und Stadtplanung mit innovativen Materialien und sozialer Verantwortung. Seine Idee: "Wir brauchen eine soziale Utopie, die Nachbarschaften neu denkt, die sich nicht damit begnügt, Häuser, Straßen und Plätze zu bauen, sondern die Gesellschaft baut, indem sie Menschen zusammenbringt." (aus: "Nachbarschaft neu denken", März 2015).

Wir befragten ihn über die Wechselwirkungen von Stadtgestaltung, Stadtplanung, Ästhetik und Funktionalität und die Auswirkung auf den Wohlfühlfaktor in Quartieren.

Warum sehen unsere Städte aus, wie sie aussehen? Was prägt ihre Identität?

Eike Becker: Häuser und Städte sind immer auch die Abbilder ihrer Erbauer. Über Generationen entstanden, sind sie nie genau das, was eine Gruppe oder gar einzelne Person genau so und nicht anders gewollt hat. Pläne werden gemacht, teilweise realisiert, dann wieder verworfen, geändert, fortentwickelt, Gebautes wieder abgerissen. Trotz bewusster Planungsentscheidungen entsteht dadurch etwas, was keiner genau so gewollt hat. Aber genau das sind die Chance und das Potenzial für die folgenden Generationen.

Was macht eine Stadt für die Bewohner und Besucher lebenswert?

Eike Becker: Zur Grundlage des Lebens von Menschen gehört die Gesamtheit des Gebauten. Städte sind die komplexeste Formation menschlicher Gesellschaft. Sie sind das Schönste und das Hässlichste, das Beste und das Schlechteste, was Menschen je erfunden haben.

Wie lassen sich gestalterische Ideen und gute Qualität von Architektur mit gesellschaftlichen und politischen Realitäten verbinden?

Eike Becker: Wenn die Gesellschaft in Ordnung ist, sind auch die Städte in Ordnung. Unter den zehn Städten mit der höchsten Lebensqualität auf der Welt finden sich nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Mercer sechs in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Drei deutsche Städte sind vorne dabei. 

Ästhetik und Funktionalität: Was zahlt auf die Qualität einer Stadt ein?

Eike Becker: Internationaler Städtebau ist heute häufig objektbezogen und steht im Gegensatz zu den über und über feingeschliffenen und am Konsens und Kontext orientierten deutschen Städten. Die Architektur ist hier nur selten glamourös oder gar spektakulär. Aber die Ergebnisse dieser jahrzehntelangen, geduldigen Abstimmungsarbeit sind aufblühende Regionen mit enorm hoher Lebensqualität.

In vielen Städten werden Gebäude, zum Teil ganze Areale abgerissen und neu gebaut. Wie lässt sich entscheiden, was abgerissen und was erhalten werden soll, um die Identität und Individualität einer Stadt zu bewahren?  

Eike Becker: Unsere Städte sind mehr als Straßen, Plätze und Häuser. Was wäre, wenn wir Nachbarschaften entwerfen, Stadtgemeinden, die das Beste der urbanen Gesellschaft mit dörflichen Lebensweisen verbinden und Menschen zusammenbringen? Die Aufgabe ist es, urbane Dörfer zu denken und zu realisieren. Mit öffentlichen Nutzungen und Orten, an denen Menschen sich einfach so begegnen und wie selbstverständlich zu Nachbarn werden.